"Hänschen klein Ging allein In die weite Welt hinein Stock und Hut Stehn ihm gut, Ist gar wohlgemut."
Franz Wiedemann
Was passiert, wenn man alles hinter sich lässt und ein neues Kapitel beginnt? Was, wenn man den Ort verlassen muss, der einmal Heimat war? Wie definiert man dann Heimat und Vertrautheit?
Mit meinem Ausstellungsprojekt „In die weite Welt hinein“ versuche ich, genau diesen Fragen nachzugehen. Irgendwann im Leben kommt der Moment, in dem die meisten Menschen hinaus in die Welt ziehen – sei es zum Studieren, Arbeiten, um einem Kriegsgebiet zu entkommen oder einfach auf der Suche nach Glück.
Aber man kann nicht alles mitnehmen. Vielleicht eine Tasche, ein Familienmitglied – aber nicht das ganze Leben. Also nimmt man Erinnerungen mit: Bilder aus der Kindheit, Geburtstage, Feiertage, vertraute Orte. Doch Erinnerungen verblassen, sie verändern sich. Was bleibt, sind nur noch Bruchstücke.
Man kennt eine Rutsche, hat eine Rutsche im Park gesehen – vielleicht in einer anderen Farbe, aber es ist trotzdem das gleiche vertraute Objekt. Man erinnert sich an einen Park, einen Lieblingsball, einen Sandkasten. Es gibt Orte, die wir alle kennen, aber jeder nimmt sie anders wahr. Dadurch werden sie zu unseren ganz persönlichen Orten.
Meine Spielplätze wirken vertraut, doch sie sind in eine apokalyptische Szenerie versetzt – irgendwo zwischen Realität und Traum. Manche Szenen scheinen unmöglich, wie eine Treppe, die in ein Erdloch führt. Solche Orte existieren in Träumen, Gedanken, in Zeiten des Übergangs. Es ist ein Rätsel, das sich irgendwann löst.
Die Ausstellung lädt dazu ein, diese Orte zu erleben – und zugleich Abschied zu nehmen. Denn jede offene Tür muss irgendwann geschlossen werden.
Zu sehen gibt es Gemälde, ein Teppichobjekt und Klangaufnahmen von einem Spielplatz.
Werke:
- Monza 150x200cm, Mixed Media auf Leinwand, 2023
- Wooden People 150x200cm, Mixed Media, 2025
- Same as it ever was, 155x170cm, Acryl auf Leinwand, 2021
- Quiet, 155x170cm, Acryl auf Leinwand, 2022